Die einmalige Geschichte der Terra preta do Indio
Schon spanische Seefahrer berichteten im 16. und 17. Jahrhundert nach ihrer Heimkehr aus Lateinamerika von den prosperienden und blühenden Kulturen am Amazonas. Die Dörfer und Städte der damaligen Zeit sollen sich demnach vor allem durch Ackerbau ernährt haben, nach Schätzungen und auf Basis archäologischer Funde geht man davon aus, dass bis zu 10 Millionen Menschen in Amazonien gelebt haben.
Wie kann der Urwald 10 Mio. Menschen ernähren?
Man fragte sich bislang, wie die Ernährung dieser vielen Menschen sichergestellt werden konnte. Die Böden im Regenwald sind viel zu nährstoffarm, um eine solch große Anzahl von Menschen ernähren zu können. Und aus der Erfahrung wusste man, dass brandgerodete Böden (Oxisole) sehr schnell, d.h. nach 2-3 Jahren Bewirtschaftung, ausgelaugt waren. Was ist also das Geheimnis dieser blühenden Kultur und landwirtschaftlichen Nutzung?
Archäologische Forschungen und Grabungen im Amazonasgebiet zeigen, dass die alten Indianervölker Amazoniens bereits vor über 2000 Jahren eine nachhaltige Landwirtschaft betrieben haben müssen. Um die Böden zur Bewirtschaftung fruchtbarer zu machen, mischten sie sehr wahrscheinlich verschiedene Hausabfälle unter die unfruchtbare Erde, was die Archäologen aufgrund der vielen gefundenen Tonscherben und Knochen vermuten. Als Folge der Bodenbearbeitung ist eine fast pechschwarze und fruchtbare Humuserde entstanden, die die Einheimischen bis heute “Terra Preta”, zu deutsch schwarze Erde, nennen. Archäologen nehmen heute an, dass sich aus dieser einst zufälligen Mischung von Stoffen ein einmaliger mikrobiologischer Lebensraum entwickelt hat, der bis heute besteht. Mittlerweile wurden im gesamten Amazonasgebiet an alten und prähistorischen Siedlungsgebieten Schichten mit Terra Preta (Indianerschwarzerde, Terra Preta do Indio) entdeckt.
Siehe auch Artikel auf Geo.de.
Man geht davon aus, dass diese Siedlungen auf erhöhten Ebenen in der Nähe von Flussläufen angelegt wurden, um sie vor den alljährlichen Überflutungen durch den Amazonas zu schützen. Die Forschen haben zusätzliche Dämme entdeckt, von denen angenommen wird, dass sie Wasser umgelenkt haben und zusätzlich als Verbindungswege zwischen den Indianer-Siedlungen darstellten.
Die frühen Bewohner Amazoniens sollen nach Meinung der Forscher über ein ausgeklügeltes Be- und Entwässerungssystem verfügt haben. Einige der Völker Amazoniens verfügen noch heute über uralte Begriffe für heutige Kulturpflanzen wie Mais oder Baumwolle, obwohl sie selber als Jäger und Sammler leben. Auch diese Tatsache wird als ein schlagender Beweis für die Existenz einer nachhaltigen Landwirtschaft Amazoniens schon vor vielen Jahrtausenden gewertet.
Das vorhandene Wissen um eine möglicherweise bewusste Herstellung durch Ureinwohner ist aber leider im Laufe der Kolonisierung verloren gegangen, die Terra Preta besteht und wächst aber bis heute weiter.
Das zentrale Kristallisationspunkt der früheren landwirtschaftlichen Hochkultur Amazoniens bleibt jedoch die von Menschenhand erschaffene, fruchtbare Terra Preta.
Weiteres zur Entstehung hier.
Siehe auch Artikel auf Spiegel.dehttps://www.spiegel.de/spiegel/print/d-65872405.html.